Scrutatio

Venerdi, 26 aprile 2024 - San Marcellino ( Letture di oggi)

Klagelieder 2


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1Weh, mit seinem Zorn umwölkt
der Herr die Tochter Zion. Er schleudert vom Himmel zur Erde
die Pracht Israels. Nicht dachte er an den Schemel seiner Füße
am Tag seines Zornes.
2Schonungslos hat der Herr vernichtet
alle Fluren Jakobs, niedergerissen in seinem Grimm
die Bollwerke der Tochter Juda, zu Boden gestreckt, entweiht
das Königtum und seine Fürsten.
3Abgehauen hat er in Zornesglut
jedes Horn in Israel. Er zog seine Rechte zurück
angesichts des Feindes und brannte in Jakob wie flammendes Feuer,
ringsum alles verzehrend.
4Er spannte den Bogen wie ein Feind,
stand da, erhoben die Rechte. Wie ein Gegner erschlug er alles,
was das Auge erfreut. Im Zelt der Tochter Zion
goss er seinen Zorn aus wie Feuer.
5Wie ein Feind ist geworden der Herr,
Israel hat er vernichtet. Vernichtet hat er alle Paläste,
zerstört seine Burgen. Auf die Tochter Juda hat er gehäuft
Jammer über Jammer.
6Er zertrat wie einen Garten seine Wohnstatt,
zerstörte seinen Festort. Vergessen ließ der Herr auf Zion
Festtag und Sabbat. In glühendem Zorn verwarf er
König und Priester.
7Seinen Altar hat der Herr verschmäht,
entweiht sein Heiligtum, überliefert in die Hand des Feindes
die Mauern von Zions Palästen. Man lärmte im Haus des Herrn
wie an einem Festtag
8Zu schleifen plante der Herr
die Mauer der Tochter Zion. Er spannte die Messschnur und zog nicht zurück
die Hand vom Vertilgen. Trauern ließ er Wall und Mauer;
miteinander sanken sie nieder.
9In den Boden sanken ihre Tore,
ihre Riegel hat er zerstört und zerbrochen. Ihr König und ihre Fürsten sind unter den Völkern,
keine Weisung ist da, auch keine Offenbarung
schenkt der Herr ihren Propheten.
10Am Boden sitzen, verstummt,
die Ältesten der Tochter Zion, streuen sich Staub aufs Haupt,
legen Trauerkleider an. Zu Boden senken den Kopf
die Mädchen von Jerusalem.
11Meine Augen ermatten vor Tränen,
mein Inneres glüht. Ausgeschüttet auf die Erde ist mein Herz
über den Zusammenbruch der Tochter, meines Volkes. Kind und Säugling verschmachten
auf den Plätzen der Stadt.
12Sie sagen zu ihren Müttern:
Wo ist Brot und Wein?, da sie erschöpft verschmachten
auf den Plätzen der Stadt, da sie ihr Leben aushauchen
auf dem Schoß ihrer Mütter.
13Wie soll ich dir zureden, was dir gleichsetzen,
du Tochter Jerusalem? Womit kann ich dich vergleichen, wie dich trösten,
Jungfrau, Tochter Zion? Dein Zusammenbruch ist groß wie das Meer,
wer kann dich heilen?
14Deine Propheten schauten dir Lug und Trug.
Deine Schuld haben sie nicht aufgedeckt,
um dein Schicksal zu wenden. Sie schauten dir als Prophetenworte
nur Trug und Verführung.
15Über dich klatschen in die Hände
alle, die des Weges ziehen. Sie zischeln und schütteln den Kopf
über die Tochter Jerusalem: Ist das die Stadt, die man nannte:
Entzücken der ganzen Welt,
Krone der Schönheit?
16Über dich reißen ihr Maul auf
all deine Feinde. Sie zischeln und fletschen die Zähne,
sie sprechen: Wir haben sie verschlungen. Das ist der Tag, auf den wir hofften.
Wir haben ihn erreicht und gesehen.
17Getan hat der Herr, was er geplant,
seinen Drohspruch vollzogen,
den er seit alters verkündet hat. Eingerissen hat er, nicht geschont.
Den Feind ließ er über dich jubeln,
erhöhte die Macht deiner Gegner.
18Schrei laut zum Herrn,
stöhne, Tochter Zion! Wie einen Bach lass fließen die Tränen
Tag und Nacht! Niemals gewähre dir Ruhe,
nie lass dein Auge rasten!
19Steh auf, klage bei Nacht,
zu jeder Nachtwache Anfang! Schütte aus wie Wasser dein Herz
vor dem Angesicht des Herrn! Erhebe zu ihm die Hände
für deiner Kinder Leben, die vor Hunger verschmachten
an den Ecken aller Straßen.
20Herr, sieh doch und schau:
Wem hast du solches getan? Dürfen Frauen ihre Leibesfrucht essen,
ihre sorgsam gehegten Kinder? Darf man erschlagen im Heiligtum des Herrn
Priester und Propheten?
21Am Boden liegen in den Gassen
Kind und Greis. Die Mädchen und die jungen Männer
fielen unter dem Schwert. Du hast sie erschlagen am Tag deines Zorns,
geschlachtet, ohne zu schonen.
22Wie zum Festtag hast du gerufen,
die Schrecken ringsum. Am Zorntag des Herrn gab es keinen,
der entkam und entrann. Die ich hegte und großzog,
mein Feind hat sie vernichtet.